Hegel-Zitate (G.F.Hegel Naturphilosophie 1820)

§ 166
Stehen Frauen an der Spitze der Regierung, so ist der Staat in Gefahr, denn sie handeln nicht
nach den Anforderungen der Allgemeinheit, sondern nach zufälliger Neigung und Meinung.

Anm. zu § 316 (Hegel/Philosophiegeschichte, 1/99f.)
Eine Meinung ist eine subjektive Vorstellung, ein beliebiger Gedanke, eine Einbildung,
die ich so oder so und ein anderer anders haben kann - eine Meinung ist mein, sie ist
nicht ein in sich allgemeiner an und für sich seiender Gedanke.
Die Philosophie aber enthält keine Meinungen - es gibt keine philosophische Meinungen.[...]

§ 311
Von dem Wählen durch die vielen Einzelnen kann noch bemerkt werden, daß notwendig
besonders in großen Staaten die Gleichgültigkeit gegen das Geben seiner Stimme, als
die in der Menge eine unbedeutende Wirkung hat, eintritt, und die Stimmberechtigten,
diese Berechtigung mag ihnen als etwas noch so Hohes angeschlagen und vorgestellt werden,
eben zum Stimmengeben nicht erscheinen; - so daß aus solcher Institution vielmehr
das Gegenteil ihrer Bestimmung erfolgt, und die Wahl in die Gewalt weniger, einer Partei,
somit des besondern, zufälligen Interesses fällt, das gerade neutralisiert werden sollte.

Anm. § 317 (6) Ergänzung bei Hegel/Griesheim, S. 726:
Man hat gewöhnlich die Vorstellung, als hätten so die Priester der Alten das Volk durch
Lügen pp überredet.
Aber die Religion ist nicht ein so Gemachtes, es ist der eigenste Ausdruck des Bewußtseins
eines Volkes über sich selbst, über sein Wesen.
Getäuscht wird das Volk nur über Ereignisse, Handlungen, Unterhandlungen pp besonders
erfinden sich dann die Polititker auf den Bierbänken immer anderes, jeder ist gscheuter
wie sein Nebenmann.
Da ist es möglich und erlaubt zu täuschen und da täuschen sich die Menschen am meisten
selbst, durch die Gescheutheit ihrer Reflexion.
Es ist dies ein fürchterliches Verhängnis, der Mensch hat gute Gründe, Absichten, die
vollständigste Überzeugung pp und doch macht er es grade am dümmsten.

Anm. zu § 301 (Ergänzung Hegel/Griesheim S. 705f:
Daß der Mensch sich selbst versteht ist etwas sehr seltenes, selbst bei gebildeteren
Induvidien, die meisten treiben sich in Meinungen herum und verstehen selten was sie
wollen.
Es ist das Höchste was man von einem Menschen sagen kann, er weiß er will;
gewöhnlich meint er zu wollen, aber im Hintergrunde ist noch vieles anderes,
als was er will, aber wenn es zum Treffen kommt, zur Aufopferung von allem für das was
er will, da zeigt sich's denn wieviel er gewollt hat, und noch will.

Anm. zu § 309(2) Vgl.: Hegel/Politik, S. 176 f.:
Diskutieren kann man ein Ablesen von vielerlei Abhandlungen nacheinander nicht nennen.
Mit Recht ist es im englischen Parlament Gesetz, daß das Ablesen schriftlicher Vorträge nicht
gestattet wird, teils weil ein solcher Aufsatz sehr leicht die Arbeit eines anderen sein kann,
teils aber vorzüglich, weil die ganze Natur einer solchen Versammlung dadurch geändert wird."[…]
Wenn eine Ständeversammlung das Volk vorstellt, ist ein solches Verhandeln die Art, wie ein
Volk sich äußert, wie auf eine solche Versammlung und auf ein Volk selbst gewirkt wird ?
Abhandlungen, in jener Weise auf der Studierstube verfaßt, sind auch nur an Studierstuben
adressiert, oder zu den Akten für Geschäftsmänner bestimmt.
Ständeversammlungen aber haben ihr wesentliches Publikum an dem Volk; wie kann dieses an
dergleichen Papierhandlungen und pedantischen Deduktionen Interesse nehmen und damit
fortgehen ?
Vielmehr isolieren sich seine Repräsentanten auf solche Art voneinander, und noch mehr vom
Volk selbst, und treiben die Angelegenheiten des Volkes vielmehr mit Ausschließung desselben,
wenn auch die Sitzungen öffentlich wären."

§ 317
Das Prinzip der modernen Welt fordert, daß, was jeder anerkennen soll, sich ihm als ein
Berechtigtes zeige.
Außerdem aber will jeder noch mitgesprochen und geraten haben.
Hat er seine Schuldigkeit, d.h. sein Wort dazu getan, so läßt er sich nach dieser Befriedigung
seiner Subjektivität gar vieles gefallen.
In Frankreich hat die Freiheit der Rede immer weit weniger gefährlich als da Stummsein
geschienen, weil das letztere fürchten ließ, man werde das, was man gegen eine Sache habe,
bei sich behalten, während das Räsonnement den Ausgang und die Befriedigung nach einer Seite
enthält, wodurch im Übrigen die Sache leichter ihren Gang fortzusetzen vermag.

Anm. zu § 244 (3) Eingeschobener Satz bei Hegel/Griesheim, S.609:
Je größer ein Kapital ist, je größere Unternehmungen sind damit auszuführen und mit um so
geringerem Profit kann sich der Besitzer begnügen, wodurch wiederum das Kapital vergrößert wird.
Dies findet auch beim Ackerbau statt, wie dies z.B. bei den Römern der Fall war, wo der
Ackerbesitz zuletzt in wenige Hände kam.
Bei großer Verarmung findet der Kapitalist viele Leute die für geringen Lohn arbeiten, dadurch
vergrößert sich sein Gewinn und dies hat wieder die Folge daß die geringeren Kapitalisten in
Armut zurückfallen.
(Frage ist nur, wie der Armut abzuhelfen ist.)

Anm.zu § 302 (1) Vgl.: die Auffassung Hegels am Beispiel der englischen Reformbill von 1831:
wenn das Parlament nicht in der Lage ist, als mittlere Macht zwischen den vorhandenen Privilegien
und den erhobenen Freiheitsforderungen zu wirken, dann würde eine Oppositionspartei dazu verleitet
werden können, "im Volke ihre Stärke zu suchen und dann statt einer Reform eine Revolution
herbeizuführen"

§ 324
Daß die Idealität, welche im Kriege als in ihrem zufälligen Verhältnisse nach außen liegend,
zum Vorschein kommt,und die Idealität, nach welcher die inneren Staatsgewalten organische
Momente des Ganzen sind, - dieselbe ist, kommt in der geschichtlichen Erscheinung unter andern
in der Gestalt vor, daß glückliche Kriege innere Unruhen verhindern, und die innere Staatsmacht
befestigt haben. …
Im Frieden dehnt sich das bürgerliche Leben mehr aus, alle Sphären hausen sich ein, und es ist
auf die Länge ein Versumpfen des Menschen; ihre Partikularitäten werden immer fester und verknöchern.
Aber zur Gesundheit gehört, die Einheit des Körpers, und wenn die Teile in sich hart werden, so
ist der Tod da.
Ewiger Friede wird häufig als ein Ideal gefordert, worauf die Menschheit zugehen müsse.
Kant hat so einen Fürstenbund vorgeschlagen, der die Streitigkeiten der Staaten schlichten sollte,
und die heilige Allianz hatte die Absicht, ungefähr ein solches Institut zu sein.
Allein der Staat ist Individuum und in der Individualität ist die Negation wesentlich enthalten.
Wenn also auch eine Anzahl von Staaten sich zu einer Familie macht, so muß sich dieser Verein
als Individualität einen Gegensatz kreiren und einen Feind erzeugen.
Aus den Kriegen gehen die Völker nicht allein gestärkt hervor, sondern Nationen, die in sich
unverträglich sind, gewinnen durch Kriege nach außen Ruhe im Innern."

G. F. Hegel Ästhetik Band II Dritter Teil: Die Poesie S. 552
Einem demokratischen Volk z.B., mit eigennützigen Bürgern, streitsüchtig,
leichtsinnig, aufgeblasen, ohne Glauben und Erkenntnis, schwatzhaft, prahlerisch
und eitel, einem solchen Volke ist nicht zu helfen.; es löst sich an seiner
Torheit auf.

Torheiten, Unsinn, Albernheit brauchen an und für sich genommen, ebensowenig
komisch zu sein, obschon wir darüber lachen. Überhaupt läßt sich nichts
Entgegengesetzteres auffinden als die Dinge, worüber die Menschen lachen. Das Plattste
und Abgeschmackteste kann sie dazu bewegen, und oft lachen sie ebensosehr über das
Wichtigeste und Tiefste, wenn sich nur irgendeine ganz unbedeutende Seite daran zeigt,
welche mit ihrer Gewohnheit und täglichen Anschauung in Widerspruch steht.
Das Lachen ist dann nur eine Äußerung der wohlgefälligen Klugheit, ein Zeichen, daß
sie auch so weise seien, solch einen Kontrast zu erkennen und sich darüberzu wissen.

§ 347
Dieses Volk ist in der Weltgeschichte für diese Epoche, - und es kann ... in ihr nur einmal Epoche
machen, das Herrschende.
Gegen dies sein absolutes Recht, Träger der gegenwärtigen Entwicklungsstufe des Weltgeistes zu sein
sind die Geister anderer Vöker rechtlos, und sie, wie die, deren Epoche vorbei ist, zählen nicht
mehr in der Weltgeschichte.
Die spezielle Geschichte eines welthistorischen Volkes enthält teils die Entwicklung seines
Prinzips von seinem kindlichen eingehüllten Zustand aus bis zu seiner Blüte, wo es zum freien
sittlichen Bewußtsein angekommen, nun in die allgemeine Geschichte eingreift - teils auch die
Periode des Verfalls und Verderbens; - denn so bezeichnet sich auch an ihm das Hervorgehen eines
höheren Prinzips als nur des Negativen seines eigenen.
Damit wird der Übergang des Geistes in jenes Prinzip und so der Weltgeschichte an ein anderes
Volk angedeudet - eine Periode, von welcher aus jenes Volk das allgemeine Interesse verloren hat,
das höhere Prinzip zwar dann auch positiv in sich aufnimmt und sich hineinbildet, aber darin
als in einem Empfangenen nicht mit immanenter Lebendigkeit und Frische sich verhält, - vielleicht
seine Selbständigkeit verliert, vielleicht auch sich als besonderer Staat oder ein Kreis von
Staaten fortsetzt oder fortschleppt und in mannigfaltigen innern Versuchen und äußern Kämpfen
nach Zufall herumschlägt.

§ 357
DAS RÖMISCH REICH [Ergänzung: Das dritte (philosophische) Weltreich nach Hegel]
In diesem Reiche vollbringt sich die Unterscheidung zur unendlichen Zerreißung des sittlichen
Lebens in die Extreme persönlichen privaten Selbstbewußtseins und abstrakter Allgemeinheit.
Die Entgegensetzung, ausgegangen von der substantiellen Anschauung einer Aristokratie gegen
das Prinzip freier Persönlichkeit in demokratischer Form, entwickelt sich nach jener Seite
zum Aberglauben und zur Behauptung kalter, habsüchtige Gewalt, nach dieser zur Verdorbenheit
eines Pöbels, und die Auflösung des Ganzen endigt sich in das allgemeine Unglück und den Tod
des sittlichen Lebens, worin die Völkerindividualitäten in der Einheit eines Pantheons ersterben,
alle Einzelne zu Privatpersonen und zu Gleichen mit formellem Rechte herabsinken, welche
hiermit nur eine abstrakte ins Ungeheure sich treibende Willkür zusammenhält.